Sonntag, 21. Juni 2009

Sachfremde Erwägungen zum Spiel des Jahres 2009

The same procedure as every year, Jury

Eigentlich wäre es gar nicht notwendig, diese fünf Spiele zu spielen um festzulegen, welches das Spiel des Jahres wird. Ob nun FITS, DOMINION, FINCA, PANDEMIE oder FAUNA „Spiel des Jahres“ wird oder nicht, liegt allein in der Weisheit der Jury. Deren spielerischer Sachverstand ist so grandios, dass nichts als der Spielreiz über den Ausgang der Wahl entscheidet. Alles andere, egal welcher Verlag, Autor oder Grafiker, bleibt selbstverständlich außen vor. Aber wir alle sollten doch wissen - ob aus dem privaten oder beruflichen Umfeld - dass nicht nur sachliche Erwägungen entscheidend sind. 7/8 aller Gründe bleiben ungenannt, laufen nur auf der Beziehungsebene und unter dem Tisch ab. Deshalb folgt hier auch keine Bewertung der Spiele, sondern nur die Auflistung meiner total objektiven, aber bestimmt nicht völlig sachfremden Erwägungen:


Aah, endlich wieder Ravensburger! Die hätten es sicherlich mal wieder verdient, weil sie das Spiel des Jahres perfekt vermarkten könnten – in Deutschland und der Welt. Und auch noch tausend Erweiterungen liefern könnten. Da strömen hohe Lizenzgebühren in die Jury-Kasse. Das wäre prima. Leider gibt es einen Haken: Dr. Knizia. Soll Dr. Knizia dieses Jahr wieder den Preis bekommen? Zweimal hintereinander? Für Spiele ähnlicher Güte? Nö, auf keinen Fall.


Aah, eine neue Schachtel! Für uns extra aufgehübscht und dem hiesigen Massengeschmack angepasst. Und jetzt winkt der Verlag schon mit 1001 Erweiterungen. Und immer ist der rote Pöppel drauf! Das ist ein fetter Pluspunkt für den Verlag, der sowieso einer der Lieblingsverlage für alle echten Spieler ist. Aber deren Regeln? Die sind oft nicht wirklich prickelnd. Und leider leidet dieses Spiel, wenn man es spielt. Die Karten verschleißen zu schnell, weil man in einer Partie am meisten mit Mischen beschäftigt ist. Und Karten soll man spielen und nicht mischen. Außerdem verliert jeder Anfänger.


Aah, lecker Südfrüchte! Das kann ich wegen der beiden Autoren ganz kurz machen: Bielefelder … äh … Newcomer und Wiedereinsteiger verdienen im ersten Jahr garantiert alles, aber kein „Spiel des Jahres.“ Außerdem haben schon drei Experten dieses Spiel hoch gejubelt (davon eine Expertin tatsächlich in der Jury). Mit einer Superwettquote von 3:1 belegte FINCA den dritten Platz im frisch renovierten Nürnberger Messebericht der Fairplay. Das ist schon ausreichend Lob, da muss nicht mehr zu. Außerdem winken genügend andere Auszeichnungen.


Aah, was für ein Thema. Bei aller Globalisierung ist es doch zu schrecklich. Schweinegrippe, Hühnergrippe, Spielegrippe – das kann man wirklich nur Ärzten, Forschern, Wissenschaftlern, Betriebsexperten oder Dispatchern zumuten, vielleicht noch Veterinären. Die sind statistisch gesehen in den Familien leider unterrepräsentiert, das ist für ein ausgezeichnetes Familienspiel leider ein glattes K.O.-Kriterium.


Aah, liegt da nicht ein grünes Haar in der Schachtel! Unser grünhaariger Friedeman Friese, der Experte abseitiger Spielethemen, kommt zurück in den Schoß des Mainstream. Ausgerechnet mit einem Quizspiel, das hatten wir ja noch nie als Spiel des Jahres. Eben! Das macht die Sache ja so attraktiv. Und man kann beim Spielen auch noch was lernen, tut man ja sonst viel zu selten. Die Jury tut was für die Bildung, ganz en passant, ganz subtil und doch mit Vorsatz. Da stellt man sich ins rechte Licht, und Huch auch. Die sind nicht mehr neu, die sind präsent, die haben es verdient.

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