Donnerstag, 24. September 2009

+ Zack & Pack

Trockenübung für Umzugshelfer

Es gibt immer nachvollziehbare Gründe, warum man ein Spiel gut findet: Weil man den Autor persönlich kennt, weil die Pressedame immer so attraktive graue Hosenanzüge trägt, weil man sich das Spiel selbst gekauft hat. Und was, wenn keiner dieser Gründe zutrifft? Den Autor kenne ich nicht persönlich, die Pressedame von Kosmos ist war seinerzeit noch männlich und ich musste das Spiel gar nicht bezahlen? Aber ich kenne wenigstens den Illustrator. Michael Menzel hat wieder perfekte Arbeit abgeliefert. Dann gibt es wenigstens einen Grund, um ZACK & PACK gut zu finden.

Das Spiel an sich ist ja fürchterlich einfach, wenn man erstmal die Vorbereitungen hinter sich gebracht hat. Für jeden Mitspieler muss nämlich ausgewürfelt werden, welche Ladung er zu transportieren hat. Jeder Klötzchensorte ist ein Würfel derselben Farbe zugeordnet. Es gibt Einer, Zweier ... den größten Raum nehmen Fünfer ein. Nur der weiße Einer ist kubisch, alle anderen sind Stäbchen, zwei bis fünf Mal so lang wie der Einer. Gut, dass die Würfel so gezinkt sind, dass man nicht sechs Fünfer aufladen muss. Von den größeren Stücken bekommt man deutlich weniger zu transportieren als von den kleineren. Das ist auch gut so, denn sonst bräuchte man zum Laster auch noch einen Anhänger.

So, hat jetzt jeder gewürfelt und seine Ladung vor sich abgelegt? Immer noch nicht!? Vielleicht kann da mal einer helfen, wir wollen schließlich fertig werden mit Umzug, Einladen und Abfahren ... und dem Spiel. Wenn jetzt also klar ist, wer was transportieren muss, braucht man nur noch den passenden LKW. Vor jedem liegt, je nach Spielerzahl, ein oder zwei LKW. Die Ladefläche ist verdeckt, also muss gleichzeitig und auf Kommando der große Papplaster aufgedeckt werden.

Oh Schreck, die Laster sind ja schon teils beladen, außerdem darf man nicht beliebig hoch einladen. Jeder Laster ist anders. Wer hat bloß solche Umzugswagen geordert? Ach ja, der Autor ... und jetzt bloß keine Zeit verlieren. Gleich einpacken! Moment noch, jeder muss sich einen Laster nehmen, nur nicht den, den man selbst umgedreht hat. Die Blicke kreisen, die Hände zucken und greifen ... wer übrig bleibt, muss einen Laster unbesehen vom verdeckten Stapel ziehen. Wenn jeder einen Laster hat, wird die Ladung verstaut.

Passt alles drauf, bleibt kein Freiraum? Fein, denn wer am besten packt, wird mit 10 Pluspunkten belohnt. Wobei jeder – auch der beste Packer – zuerst für jedes nicht eingeladene Teil und jeden frei gebliebenen Platz im Laster zahlen muss. Abgerechnet wird in „Einern“. Ein „Einer“, ein Minuspunkt! Da zeigt sich dann, wer den besten Laster gegriffen hat. Vor allen anderen, wohl gemerkt. Um so mehr mitspielen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, in etwa gleiche Ladungsteile unterbringen zu müssen. Die Konkurrenz um gleiche Laster wächst.

Und was soll ich sagen, solche Spiele liebe ich. Schnell reagieren und dann passend packen, das kann ich gut, da bin ich perfekt. Wenn der Punktevorrat der anderen schmilzt, bleibt meiner wenigstens konstant. Außer es liegen nur Gurkenlaster aus, die so gar nicht zu meiner Ladung passen. Dann schaue auch ich in die Röhre, meistens warte ich dann aber ab und hoffe auf Rettung vom Stapel. Mal klappt's, mal zieht man auch vom Stapel einen Laster mit zu großer oder zu kleiner Ladefläche. Beides ist Mist.

Meinen Mitspielern gefällt ZACK & PACK natürlich noch besser, denn alle glauben für den nächsten Umzug einen perfekten Helfer gefunden zu haben. Mich! Die Pluspunkte sind nicht wichtig: ZACK & PACK ist einfach zu erklären, einfach zu spielen und ist oft einfach schneller zu Ende, als mancher wahrhaben will. Im Grunde dauert ein Durchgang tatsächlich nur genau so lange, bis alle bis auf einen ihren Laster haben, also ungefähr drei bis fünf Sekunden. Davor ist man mit der Verteilung der Ladung beschäftigt, danach wird die Ladung verstaut.

Und ich habe noch keine Partie erlebt, bei der nicht ein Mitspieler so gar kein Händchen für Umzüge hatte. Dieser Loser zahlt und zahlt. Da kann die Partie schon nach ein paar Durchgängen zu Ende sein. Eins ist sicher, einen Loser wird niemand für einen Umzug engagieren. Mich schon. Nach jeder siegreichen Partie habe ich gleich mehrere Einladungen für die nächsten Umzüge in der Tasche. Ist das schön?

Wolfgang Friebe

ZACK & PACK von Bernd Eisenstein für 3-6 Personen, Kosmos 2008


Zuerst veröffentlicht in der Fairplay

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